23.04.2024
Hilzinger Spezialist gibt Einblick ins Unternehmen
Der SÜDKURIER öffnet Türen und so hatten 32 Leserinnen und Leser die Möglichkeit sich bei inpotron den sogenannten "Maßanzug fürs Netzteil" anzusehen...
Am Ende waren alle beeindruckt. ,,Ich hätte nicht erwartet, dass es in Hilzingen so ein Hightech-Unternehmen gibt", sagt beispielsweise Ulrich Binna. Im Berufsleben sei er Elektroniker gewesen, erzählt er, ein Mann mit Sachverstand. Seinen Eindruck teilt Bertold Binna: ,,Dass das Unternehmen so vielfältig ist, ist einfach unglaublich." Erika Siek aus Singen pflichtet ihnen bei: ,,Auch für mich als Laie war der Besuch sehr interessant." Ihr Ehemann Markus Siek erzählt, er habe 38 Jahre in einer Eisengießerei gearbeitet ‑ eine völlig andere Branche. Aber er sei generell an Unternehmen interessiert.
Die vier gehörten zu einer Gruppe von 32 Leserinnen und Lesern, die bei der Aktion "Der SÜDKURIER öffnet Türen" hinter die Kulissen der Elektronikfirma inpotron in Hilzingen schauen durften. Sie verfolgten den Weg der Schaltnetzteile, die das Unternehmen herstellt, von der Entwicklung bis zur Auslieferung. Die Entwicklung ist der erste wichtige Schritt. Denn inpotron bietet nur Bauteile an, die auf die Bedürfnisse von Kunden zugeschnitten sind: ,,Wir machen den Maßanzug fürs Netzteil", formulierte es Torsten Keinath beim Rundgang. Keinath gehört mit Unternehmensgründer und Geschäftsführer Hermann Püthe und Uwe Auer zur Geschäftsleitung des Hilzinger Unternehmens. Etwa 60 Menschen arbeiten in der Entwicklung, so Keinath.
Von der Leiterplatte zur Stromversorgungslösung
Die einzelnen Elektronikkomponenten für ein Netzteil werden zu einem großen Teil als Standardteile zugekauft, teilweise aber auch speziell angefertigt. Und: Ein großer Teil davon komme aus China, sagte Keinath auf eine Frage aus dem Publikum. Hermann Püthe erklärte die Marktverhältnisse. Deutschland kaufe für 82 Milliarden Euro im Jahr Elektronikbauteile aus China. An Platz zwei der Lieferanten stehe Polen ‑ mit 14 Milliarden Euro pro Jahr. Doch Püthe plädierte auch für einen differenzierten Blick: Viele Zulieferer aus China seien ähnlich wie sein eigenes Unternehmen ‑ inhabergeführt, mittelgroß und mit Blick auf den Umweltschutz.
In der Produktion beginnt der Weg eines Schaltnetzteils mit einer blanken Leiterplatte, die mit einer lötzinnhaltigen Paste bedruckt wird, wie Torsten Keinath erklärte. Die ersten Elektronikkomponenten werden per Bestückungsmaschine in die Paste gedrückt und mit einer weiteren Maschine festgelötet. Ein zweiter Schritt bei der Bestückung der Leiterplatten erfolgt von Hand, und zwar in dem Neubau, den das Unternehmen 2022, pünktlich zum 25-jährigen Bestehen, in Betrieb genommen hat. Nach dem Bestücken und Löten der Leiterplatten folgen je nach Bedarf eines Kunden noch weitere Schritte wie das Verkleben von Bauteilen, damit sie Schütteln und Rütteln besser vertragen, so Keinath. Und am Ende läuft jedes Netzteil durch einen Prüfautomat, der Funktionsfähigkeit und Sicherheit testet. Eine Mitarbeiterin war während des Rundgangs der Besuchergruppe gerade damit beschäftigt, Netzteile für Monitore in einem Medizintechnikgerät zu prüfen. Und Keinath zeigte noch ein Ladegerät für einen elektrischen Rollstuhl und das Netzteil einer Spritzgussmaschine ‑ mit Technik von inpotron.
Vielfältige und anspruchsvolle Märkte
Wo die Produkte seines Unternehmens sonst noch eingebaut werden, erklärte Geschäftsführer Hermann Püthe in seiner Präsentation. Zum Beispiel stecken die Netzteile aus dem Hegau in Waagen für Metzgereien oder Supermärkte, in Zugangssystemen wie Schranken oder Drehkreuzen, in Messtechnik, Medizintechnik und für die Temperaturregelung auch in Kühllastern. Wer in einem Zug Strom für ein Ladegerät abzapft oder ein eingebautes Audiosystem benutzt, hat es möglicherweise auch mit Technik von inpotron zu tun. Im Bereich LED-Steuerung sei man bei den Marktführern dabei, so Püthe. Und es gibt eine ganze Reihe von Anwendungen, die mit dem Bau zu tun haben, etwa Gebäudekommunikation oder Antriebe für Rollos.
Ganz sorgenfrei läuft das Geschäft aber auch bei inpotron nicht. Der Bausektor entwickle sich in der letzten Zeit weniger gut, berichtete Püthe mit Blick auf die Umsatzentwicklung. Da zeigt die Kurve stetig nach oben, bis auf einzelne Jahre, in denen ein leichter Rückgang zu verzeichnen war. Auch 2023 war das laut den Balken im Diagramm der Fall im Vergleich zu 2022. Aus diesem Grunde gebe es im April auch Kurzarbeit in der Fertigung im Umfang von 20 Prozent, wie Püthe nach der Veranstaltung bestätigte. Anfang 2023 habe sein Unternehmen viele Mitarbeitende eingestellt. Diese Menschen wolle man nun im Unternehmen halten, sagte der Geschäftsführer. Daher habe man zu diesem Instrument gegriffen. ,,Von einer Gefahr für das Unternehmen sind wir meilenweit entfernt. Wir sind sehr robust", lautet Püthes Einschätzung. Das Wachstum werde wieder kommen.
Geschäftsführender Gesellschafter
inpotron Schaltnetzteile GmbH
Hebelsteinstraße 5
78247 Hilzingen