17.10.2023
Elektronikunternehmen gibt Einblick in seine Produktion
Das Hilzinger Unternehmen inpotron hat im vergangenen Jahr einen Neubau für 12 Millionen Euro in Betrieb genommen. Was darin passiert und was der Gewerbeverein dort seinen Mitgliedern mit auf den Weg gibt.
Schaltnetzteile ‑ das klingt für Laien zunächst einmal hauptsächlich sperrig. Wie vielseitig das Feld ist, wird deutlich, wenn man sich klar macht, wo Schaltnetzteile gebraucht werden. Nämlich überall, wo Strom aus dem Netz in ein Gerät fließen soll. Das kennt jeder, der ein Mobiltelefon laden will oder einen Computer ans Stromnetz anschließt. ,,Doch die Anwendungen sind noch deutlich vielseitiger", sagt Hermann Püthe, Chef des Hilzinger Unternehmens inpotron. Der Betrieb war kürzlich Gastgeber einer Vortragsveranstaltung des Hilzinger Gewerbevereins mit Firmenrundgang.
Inpotron mit seinen 250 Mitarbeitern ist auf Schaltnetzteile spezialisiert. Und Püthe hat zahlreiche Dinge aufzuzählen, in denen Produkte seines Unternehmens eingebaut sind ‑ zum Beispiel in Waagen oder Messgeräten, bei der Stromversorgung an den Steckdosen in Zügen, in der Steuerung von smarter Gebäudetechnik, in der Infrastruktur fürs Internet oder in Medizintechnik. ,,Bei Drehkreuzen sind unsere Produkte sogar ziemlich sicher drin", sagt Püthe. Und mit Netzteilen aus Hilzingen würden auch LED-Beleuchtungssysteme betrieben ‑ im eigenen Firmengebäude zum Beispiel.
Durch dieses haben zuvor Uwe Auer und Torsten Keinath, die mit Püthe zur Geschäftsführung gehören, die Besucher geführt und mit ihnen den Weg der Produkte vom Einkauf bis zur Auslieferung verfolgt. Dabei hörten die Gäste einige erstaunliche Fakten. So erklärte Uwe Auer, der in der Geschäftsführung unter anderem für Produktion und Logistik zuständig ist, dass nur das eigene Computersystem genau weiß, wo im Lager welche Palette untergebracht ist. Der Kommissionierer werde dann vom Rechner an die richtige Stelle geführt, wenn es darum gehe, die Teile für einen Auftrag zusammenzustellen.
Bauteile legen weiten Weg zurück
Auer führte auch eine Maschine zur Bestückung von Leiterplatten vor, die im Sekundentakt elektronische Bauteile auf die Leiterplatten-Rohlinge setzt. ,,Ein großer Teil der eingesetzten Bauteile komme aus Asien, insbesondere aus China", erklärte Auer. Im Prinzip könne man sich das so vorstellen, dass ein Halbleiter bis zum Einbau die Erde zweieinhalb- bis dreimal umkreist habe. Etwa ein Drittel der genutzten Teile werde maßgefertigt für die eigenen Produkte angefertigt, erklärte Püthe am Rande der Veranstaltung. Etwa zwei Drittel seien standardisierte Komponenten.
Menschen aus mehr als 20 Nationen arbeiten im Unternehmen
,,600 verschiedene Produkte mit Stückzahlen von 100 bis 10.000 habe inpotron im Programm", sagte Auer. Dabei gibt es keinen Katalog im eigentlichen Sinne: ,,Wir machen Lösungen für etwas, was die Kunden am Markt nicht finden. Das sind alles individuelle Produkte", so Hermann Püthe. Und Auer erklärte beim Rundgang: Auch elektronische Bauteile spüren das Klima. Daher gebe es in den Produktionsbereichen Luftbefeuchter.
,,Ein großer Teil der elektronischen Komponenten werde übrigens von Hand verbaut, erklärte Auer. Und zwar in der Regel von Frauen. Mit Männern habe man es versucht, doch das habe mangels Geschicklichkeit nicht funktioniert. Und Auer illustrierte die Präzision mit einer Zahl. Es gebe Mitarbeiterinnen, die 480.000 Teile in einem Jahr verbauen ‑ davon nur drei falsch.
,,Menschen aus mehr als 20 Nationen arbeiten bei inpotron", verriet Auer beim Werksrundgang auch noch. Das Unternehmen biete daher auch eigenen Deutschunterricht an, sagte Püthe bei seiner Begrüßung. Und er hatte auch eine politische Botschaft: ,,Wir wären froh, wenn Menschen, die aus der Ferne zu uns kommen, hier schneller in Arbeit kämen und dabei Deutsch lernen würden." Bei seinem Unternehmen gebe es auch Arbeit für angelernte Kräfte.
Dabei schreibt sich inpotron auf die Fahnen, eines der wenigen Unternehmen zu sein, das Elektronik in Deutschland produziert. Das ist auch beim ZVEI, dem Branchenverband der Elektro- und Digitalindustrie bekannt: ,,Bei Schaltnetzteilen gibt es bundesweit kein anderes Unternehmen dieser Größenordnung, das zu 100 Prozent selbst in Deutschland produziert", sagt Melanie Unseld aus der Presseabteilung des Verbandes. Viele Unternehmen hätten einen Teil ihrer Produktionskette ins Ausland verlagert.
Geschäftsführender Gesellschafter
inpotron Schaltnetzteile GmbH
Hebelsteinstraße 5
78247 Hilzingen