Ursachen des hohen Einschaltstrom
Die Hauptursache des Einschaltstroms ist der Ladestrom der in den Elektrolytkondensator C1 fließt (Bild 2). Dieser weist eine große Kapazität auf. Eine entladene Kapazität stellt einen Kurzschluss für das speisende Netz dar. Zusätzlich fließt ein Ladestrom in die Filterkondensatoren (Filter C). Dieser ist weniger wichtig, da die Filterkondensatoren eine deutlich geringere Kapazität als der Elektrolytkondensator C1 aufweisen.
Wie sich ein Einschaltstrom bewerten lässt
Um einen Einschaltstrom bewerten zu können, ist unter anderem das Schmelzintegral I²t ausschlaggebend. Um das Schmelzintegral für übliche Einschaltstromstöße leicht berechnen zu können, gibt es folgende Faustformel:
½Imax²T50. Dabei wird für Imax die maximale Amplitude des Einschaltstroms eingesetzt. T50 beschreibt die Impulsdauer in der Imax/2 überschritten wird.
Bei Anwendung dieser Formel wird klar, dass die Stromspitze, verursacht durch die Filterkondensatoren, vernachlässigt werden kann. Diese weist einen deutlich geringeren Energiegehalt auf, als der durch den Elektrolytkondensator verursachte Einschaltstrom.
Wieso ist der Einschaltstrom so wichtig?
Durch einen hohen Einschaltstrom werden das speisende Netz und dessen Komponenten stark belastet. Es kann zu strombedingten Spannungseinbrüchen kommen, die unter anderem andere Geräte beeinflussen. Leitungen, Schalter und Relais müssen diese hohen Ströme vertragen können, ohne dabei beschädigt zu werden. Das wahrscheinlich wichtigste Merkmal zu hoher Einschaltströme ist das ungewollte Auslösen von Sicherungen und Leitungsschutzschaltern.
Sicherungsautomaten und Sicherungen
Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Mechanismen für das Auslösen von Sicherungsautomaten. Der erste Mechanismus ist der Überlastschutz, der mit einem Thermo-Bimetall-Auslöser arbeitet. Er wird durch Erwärmung ausgelöst, das heißt, er ist zeit-und stromabhängig. Der zweite Mechanismus ist der Kurzschlussschutz. Dieser kann mithilfe eines Elektromagnetauslösers, welcher ausschließlich stromabhängig ist, extrem schnell auslösen. Beim Einschalten von Stromversorgungen ist ausschließlich der Kurzschlussschutz maßgebend für das Auslösen der Sicherung. Bei Sicherungen sollte darauf geachtet werden, dass das Schmelzintegral l2t ausreichend hoch ist.
Parallelschaltung mehrerer Geräte
Im Falle einer Parallelschaltung mehrerer Stromversorgungen an einer Sicherung, muss besonders Acht gegeben werden. Die Einschaltströme jeder Stromversorgung addieren sich und führen oft zu ungewolltem Auslösen der Sicherung. Der stark wachsende LED-Markt ist hierfür ein gutes Anwendungsbeispiel. Jede LED-Leuchte benötigt einen LED-Treiber. Da meistens mehrere Leuchten parallel betrieben werden, muss auf den Einschaltstrom der Treiber geachtet werden. Ein weiteres Beispiel ist die Gebäudeautomation, wenn zum Beispiel alle Rollläden eines Gebäudes gleichzeitig angesteuert werden.